Der Todestag Jesu 


Inhalt1.    




"Christus aber ist damals wegen unserer Schwachheiten für de Bösen gestorben. Kaum jemand würde für die Bösen sterben, aber für die Guten zu sterben wäre man vielleicht bereit. Hier hat Gott seine Liebe zu uns dadurch erwiesen, daß Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“
Römer 5: 6-9 (zitiert nach dem aramäischen Peschitta  -Text).


Vorwort 

In dieser biblischen und historischen Studie wird der Versuch unternommen, DIE UMSTRITTENE FRAGE NACH DEM TODESTAG JESU zu beantworten. Starb Jesus an einem Freitag (wie in vielen Kirchen gelehrt wird) oder an einem anderen Wochentag? War es der 14. Tag oder erst der 15. Tag des jüdischen Monats Nisan? Auch auf DIE FRAGE NACH DEM TAG DER AUFERSTEHUNG JESU wird eingegangen, da dieser mit Seinem Todestag zusammenhängt.

Es wird sich zeigen, daß DER SCHLÜSSEL, der diese Fragen wahrheitsgetreu aufzusperren vermag, das von Jesus selbst angekündigte "ZEICHEN DES JONA" ist. Wer die Fragen zum zeitlichen Verlauf der Ereignisse in der Passahwoche des Todes Jesu ohne diesen Schlüssel zu beantworten versucht, wird immer irgendwo auf gewisse Schwierigkeiten stoßen. Hier zeigt sich also, wie wichtig es ist, Jesu eigene Worte ernst zu nehmen. Möge Jahweh, der Gott der Bibel, den Leser durch diese Studie bleibend segnen!

Das Zeichen des Jona 


JONA (JONäH) war ein Prophet des Nordreichs Israel und lebte etwa 800 Jahre vor Jesus von Nazareth. Gemäß 2.Kö.14:25 stammte er aus Gat-Hepher (GaT CheFeR), einem Dorf im Stamm Sebulon (Jos. 19:13) . Etwa 7km nordöstlich von Nazareth, südlich von Tell el-Mesched, zeigt man noch heute sein (angebliches) Grab. 

JONA HATTE VON JAHWEH DEN AUFTRAG ERHALTEN, DEN SÜNDIGEN MENSCHEN VON NINIVE, DER HAUPTSTADT ASSYRIENS, UMKEHR ZU PREDIGEN (Jona 1:1-2). Hier tritt DER UNIVERSALE HEILSWILLE JAHWEHS besonders deutlich zutage (vgl. Apg.10:34-35; 1.Tim.2:3- 4). 
Die Blindheit für die Weite der Liebe und das Erbarmen Gottes war bis in die Zeit Jesu der Nährboden für HEILSEGOISMUS und GRUPPENGEIST im Gottesvolk des Alten Bundes (vgl. Mt.8:10-12; Lk.4:25-28). Jona weigerte sich, den Auftrag auszuführen, weil er wie er später zugab (Jona 4:2) - nicht wollte, daß Gott diese Menschen wegen ihrer Umkehr verschone. Für ihn waren die Assyrer Feinde Israels, da sie während der Regierungszeit der Könige Ahab (AChäB) (853 v.Chr.) und Jehu (JeHÜ) (841 v.Chr.) das Nordreich bedroht hatten. - Anmerkung: Wie aus dem AT hervorgeht, kam es im Jahre 722 v.Chr., also nicht lange nach Jonas Lebzeit, wegen der SÜNDHAFTIGKEIT der Israeliten zur Wegführung der zehn nördlichen Stämme Israels nach Assyrien ins Exil, wodurch das Nordreich fast restlos an Nicht-Juden fiel. Jahrhunderte später stellt Jesus DIE UMKEHRWILLIGKEIT DER MENSCHEN VON NINIVE AUFGRUND DER PREDIGT DES JONA (Jona 3:4-10) als Maßstab auf, an dem einst Seine jüdischen Volksgenossen beim Gericht Gottes gemessen werden (Mt.12:41; Lk.11:29-30,32).

Jona entschloß sich, im Hafen von Joppe (Ja F6) eine Schiffsreise in entgegengesetzter Richtung anzutreten (Jona 1:3). Als aber auf offenem Meer ein heftiger Sturm aufkam, bat er die Seeleute, weil er Rücksicht auf sie nehmen wollte, daß sie ihn ins Meer werfen, damit sich die Wellen wieder beruhigen, denn er wußte, daß der Sturm um seinetwillen über sie gekommen war (Vers 12). "Und Jahweh bestellte EINEN GROSSEN FISCH, um Jona zu verschlingen. Und JONA WAR DREI TAGE UND DREI NÄCHTE IM BAUCH DES FISCHES“ (Jona 2:1). Dort, im Bauch des Tieres, betete Jona zu Jahweh und versprach Ihm, Seinen Willen zu tun. "Und Jahweh befahl dem Fisch, und ER SPIE JONA AUF DAS TROCKENE LAND AUS" (Vers 11). Nun war Jona bereit, den Niniviten Umkehr zu predigen. Die gemeinsame semitische Sprache in Ninive war aramäisch. - Der Hafen von Joppe war in alter Zeit nachweislich ein Stützpunkt und Ausgangshafen für Walfänger und ein wichtiger Hafen für Jerusalem. Etwa EIN POTTWAL, dessen gewaltiger vierkantiger Kopf ungefähr ein Drittel seiner Gesamtlänge beträgt, könnte einen Menschen leicht verschlucken.

Jesus kündigt noch vor Seinem Sterben die Dauer Seines Abgeschnittenseins vom Land der Lebenden (Jes.53:8; vgl. Apg.8:33) an. "Denn gleichwie Jona (JONäH) DREI TAGE UND DREI NÄCHTE IN DEM BAUCH DES GROSSEN FISCHES (und dadurch abgeschnitten vom Land der Lebenden) war, so wird der Sohn des Menschen DREI TAGE UND DREI NÄCHTE IN HERZEN DER ERDE sein" (Mt.12:40). Der Ausdruck "im Herzen der Erde" ist hier ein Bild für das Totenreich (hebräisch und aramäisch: Scheol; griechisch: Hades) . Es ist daher anzunehmen, daß Jesus damit nicht die Zeitspanne meinte, innerhalb welcher Sein Leichnam im Grab(!) liegen würde, sondern DIE ZEITSPANNE, DIE BEREITS MIT DEM ZEITPUNKT SEINES TODES
AM KREUZ/PFAHL BEGANN UND UNMITTELBAR VOR DEM ZEITPUNKT SEINER AUFERWECKUNG (nicht: Graberöffnung!) ENDETE, d.h. DIE DAUER SEINES AUFENTHALTS IM HADES (Mk.8:31; Joh.10: 17-18; Apg.2:22-32). Körperlich tot war Jesus SCHON AB UNGEFÄHR DER "NEUNTEN STUNDE" (Mt.27:46,50; u.a.), und (bereits) AB DIESEM ZEITPUNKT BEGINNEN DIE "DREI TAGE UND DREI NÄCHTE" (Mt.12:40).

In den Evangelien (bzw. im gesamten NT) finden wir die Geschichte von Jona und dem großen Fisch (griechisch: Ketos = allgemein ein großes Meerestier) nur in Mt.12:40. Jona wird auch noch in Mt.16:4 und im Lukas-Evangelium, Kapitel 11:29-30,32 erwähnt, aber nicht im Zusammenhang mit dem riesigen Fisch. Diese Textstellen legen nahe, daß sich "DAS ZEICHEN JONAS" (Mt.12:39; 16:4; Lk.11:29) auf zwei Ereignisse bezog, sowohl auf DIE "DREI TAGE UND DREI NÄCHTE" IM GROSSEN FISCH UND SEINE ANSCHLIESSENDE BEFREIUNG (Mt.12:40) als auch auf SEINE BUSSPREDIGT IN NINIVE (Mt.12:41; Lk.11:29-30,32). - Ein "ZEICHEN" (hebräisch: ot; griechisch: semeion) ist EIN AUF GOTT HINWEISENDES WUNDER. Jona konnte seine Predigt in Ninive ja nur deshalb halten, weil er zuvor auf wunderbare Weise vor dem Ertrinken im Meer und dem Verdautwerden im Bauch des Riesenfisches gerettet worden war. Nur das auf Gott hinweisende Wunder seiner Rettung machte seine Predigt möglich. Wie sonst hätte der Aufenthalt des Jona im Bauch des Fisches und seine Befreiung daraus ein Zeichen für Ninive sein können, da sich doch die Geschichte von dem Fisch im Mittelmeer ereignete, weitab von den Augen der Menschen in Ninive (im Zweistromland Mesopotamien, heute Irak)?

Gemäß Lukas ist DAS ZEICHEN DES JONA seine Umkehr-Predigt in Ninive (Lk.11:30), und eine Parallele dazu ist DIE UMKEHRPREDIGT DES HISTORISCHEN JESUS, denn "siehe, hier ist (Gegenwart!) mehr als Jona"
(Lk.11:32). Lk.11:30 gemäß Sinai-Syrer: "Denn wie Jaunan (= Jona) den Niniviten ein Zeichen war, SO (ist(!) es) AUCH DER SOHN DES MENSCHEN DIESEM GESCHLECHT." Somit ist im Lukas-Evangelium der Blick nur auf die Bußpredigt des Jona gerichtet, im Matthäus-Evangelium hingegen auch auf die ihr vorausgehende WUNDERBARE RETTUNG AUS DEM BAUCH DES FISCHES. Allerdings gilt diese Einschränkung bei Lukas nicht generell, denn der Grundtext von Lk.11:30 hat einige Textvarianten, in denen ebenfalls von den "DREI TAGEN UND DREI NÄCHTEN IM BAUCH DES GROSSEN FISCHES" die Rede ist. So etwa im griechischen Codex Bezae (5.Jhd.) und in einigen altlateinischen Texten wie dem Codex Vercellensis (4.Jhd.).

Zur Zeit Jesu forderten Juden häufig "ZEICHEN" (vgl. 1.Kor.1:22a). Dadurch mussten Andersdenkende ihre Autorität beweisen, denn ohne Zeichen wäre ihnen deren Zustimmung verweigert worden. Bevor Jesus auf den Propheten Jona zu sprechen kam (Mt.12:39- 41; 16:4; Lk.11:30,32), hatten gewisse Juden von Ihm "EIN ZEICHEN" verlangt (Mt.12: 38; 16:1; Lk.11:29). Wegen des geistlichen Hochmuts dieser Juden berief sich Jesus auf Jona: Er wies auf SEINE AUFERWECKUNG NACH DREI TAGEN UND DREI NÄCHTEN hin, die den Juden als einziges Zeichen gegeben werden sollte (Mt.12:39-40 und Lk.11:29-30, Codex Bezae-Lesart, s.o.)! - Als Jesus die Tierverkäufer und Geldwechsler aus dem Tempelhof trieb, forderten "die Juden": "Was für ein ZEICHEN (der Vollmacht) zeigst Du uns, daß Du dies tust?" (Joh.2:18). Ohne den Namen "Jona" zu nennen, verwies Jesus auf SEINE AUFERWECKUNG "IN DREI (VOLLEN) TAGEN": "Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde Ich ihn aufrichten" (Joh.2:19; vgl. Vers 20 und Joh. 10: 17-18) . Wie in Mt. 12: 40 und Lk.11:30 (Codex Bezae!) geht es auch im Johannes-Evangelium, zumindest indirekt (= ohne Namensnennung), um DAS ZEICHEN JONAS!  Vergleiche folgende Stellen: Joh.2:21-22, Ps.16:10; Apg.2:27,31.

Anzumerken ist hier, daß es nicht das "böse und ehebrecherische Geschlecht" (Mt. 12:39) war, dem Jesus erschien, nachdem Er von Gott "AM DRITTEN TAG" (ursprüngliche Lesart des Codex Bezae in Apg.10:40: "NACH DEM DRITTEN TAG") auferweckt worden war, sondern Gott führte es so, daß Jesus nur "den von Gott zuvor erwählten Zeugen" "sichtbar" wurde, und das waren Menschen aus Jesu Anhängerschaft (Apg.10:40-41; 1: 21-22; u.a.). Demnach war für das "böse und ehebrecherische Geschlecht" DAS ZEICHEN DES JONA im Sinne von Mt.12:40, also DIE TOTENAUFERWECKUNG JESU NACH DREI TAGEN UND DREI NÄCHTEN, kein direktes auf Gott hinweisendes Wunder, sondern ein indirektes: Durch das geisterfüllte und mutige Bekenntnis der Auferstehungszeugen wurde jedem Zuhörer das wunderbare Beglaubigungs-Zeichen Gottes in bezug auf das Leben Jesu nahe gebracht. Hier ist besonders an die Auferweckungs-Botschaft und die Umkehr-Predigt des Apostels Simon Petrus anlässlich des Pfingstfestes in Apg.2 zu denken. Siehe ferner Apg.4:13,19-20; 5: 29-32; 13:34-37; Rö.1:1-4; u.a.

Wie sollen wir DIE GESCHICHTE VON MEHRTÄGIGEN AUFENTHALT JONAS IM BAUCH DES MEERESTIERES verstehen? Historisch? Die Predigt des Jona in Ninive war jedenfalls ein historisches Ereignis, denn sonst hätte Jesus nicht in Seinen eigenen Umkehr-Predigten auf DIE "MÄNNER VON NINIVE" (Mt.12:41; Lk. 11:32) als Zeugen im kommenden Gericht Gottes gegen die hartherzigen Juden hingewiesen. Was aber die Geschichte vom Fisch anlangt, so könnte jemand meinen, daß Jona, da er doch Prophet war, sicher Träume oder Visionen dieser Art von Gott erhielt. Vgl. Hiob 4:12-16; 33:15-18; 1.Sam.9:15; Jes.50: 4-7; Dan.1:17b; 2:19,47; u.a. Unter den alten gläubigen Aramäern des Orients herrschte die Meinung, daß es sich in diesem Fall um einen TRAUM oder um eine VISION gehandelt habe (so etwa EPHRÄM VON NISIBIS, DER SYRER, 4. Jhd. , in einer seiner Hymnen über Jona) . Durch den positiven Ausgang seines Traumes (seiner Vision) schöpfte Jona Mut, den Bewohnern von Ninive Umkehr zu predigen. Vielleicht ist auch dies eine mögliche Deutung?

AN ZAHLREICHEN STELLEN KANN BUCHSTÄBLICHES WÖRTLICHNEHMEN DER BIBEL SOGAR FALSCH SEIN und ein falsches, ein nicht beabsichtigtes Verständnis, also ein Mißverständnis hervorrufen. Denken wir z.B. an Stellen wie Mt.11:19 ("die Weisheit ist gerechtfertigt worden von ihren Kindern"), Mt.19:12 ("die sich selbst verschnitten haben"), Joh.6:53 ("das Fleisch des Sohnes des Menschen" essen und "Sein Blut" trinken), 1.Kor.15:29 ("für die Toten getauft werden"), Off.14:1 ("hundertvierundvierzigtausend"), Off.14:4a ("sie sind Jungfrauen") und an viele andere mehr. Für das richtige Verständnis ist eine gewisse KENNTNIS DER ZEITGENÖSSISCHEN UMWELT äußerst hilfreich. Nicht wenige Bibelauslegungen von so genannten Christen sind an (nachprüfbaren) geschichtlichen Fakten leer, aber voll von philosophischen Spekulationen, Mythisierungen, ...! Und dies gilt besonders für den Bereich der CHRISTOLOGIE, wo man die Wahrheit mit später(!) entwickelten gnostischen, philosophischen und mythologischen Auslegungen, die den biblischen Tatsachen keinesfalls entsprechen, verfälschte.


              Das Passah zur Zeit Jesu 

DAS PASSAHLAM wurde, wie aus dem AT und jüdischen Geschichts-Quellen klar hervorgeht, nicht vor Beginn des 14.Nisan geschlachtet, sondern VOR BEGINN DES 15.NISAN, d.h. (gemäß jüdischer Zählung der Tage von Abend bis Abend) VOR DEM EINBRUCH DER NACHT DES 14.NISAN AUF DEN 15.NISAN. In 2.Mose 12 ist DIE NACHT VOM 14. AUF DEN 15. NISAN gemeint (Vers 8. "in selbiger Nacht"; Vers 12: "in dieser Nacht"; Vers 29: "um Mitternacht"; Verse 30,31: "in der Nacht"; Vers 42: "diese selbige Nacht"). (Vergleiche den Seder-Abend im heutigen Israel.). Während des Essens der Lämmer waren die Israeliten schon bereit zum Aufbruch (Vers 11) . Mit dem "Morgen" (Vers 10) ist der nachfolgende Tagesanbruch (Sonnenaufgang und die Zeit danach) , an dem sie bereits unterwegs waren, gemeint. DIESER TAG, NÄMLICH DER 15.NISAN, IST DER 1.FESTTAG (2.Mo.12:14; 3.Mo.23:6-7) UND DER BEGINN DES 7-TÄGIGEN FESTES DER UNGESÄUERTEN BROTE. Dementsprechend ist dann DER 21.NISAN der 7.FESTTAG (3.Mo.23:8b) . Aufgrund der nötigen Vorbereitungen zum Schlachten der Lämmer war DER 14.NISAN DER "RÜSTTAG DES PASSAH". Das Passahlamm wurde also nicht(!) schon in der Nacht vom 13. auf den 14.Nisan gegessen, denn sonst hätte bereits der 13.Nisan der Rüsttag sein müssen, der 14.Nisan der 1.Festtag und der 15.Nisan, entgegen(!) 3.Mo.23:6-7, der 2.Festtag. - DARBRINGUNG DER ERSTLINGSGARBE

Die Juden feierten ihr PASSAH(FEST) an einem ganz bestimmten Tag. Dieser war DURCH IHRE LUNI-SOLARE FESTTAGS-KALENDERORDNUNG (d.h. DURCH EINEN MOND-SONNEN-KALENDER, der auf dem babylonischen Mondkalender basierte) GENAU FIXIERT. Wenn ein einzelner kleiner Kreis (z. B.: Jesus mit Seinen Jüngern) bereits VOR DIESEM ZEITPUNKT das Passah hätte halten wollen, wäre dies NICHT MÖGLICH gewesen. DAS PASSAHLAMM musste unter ausdrücklicher Angabe seiner Bestimmung im inneren Tempelvorhof geschlachtet werden. Sein Blut musste   von einem Priester mit einer Schale aufgefangen, zum Altar getragen (weitergereicht) und dort gesprengt werden (und zwar als Passahlamm-Blut). DAS PASSAHLAMM DURFTE MAN ABER NUR IN DEN NACHMITTAGSSTUNDEN DES 14.NISAN OPFERN. Kein Priester hätte das Blut eines Lammes zu einer anderen Zeit als Passahlamm-Blut gesprengt. Deshalb konnte ein Einzelner VOR diesem Zeitpunkt des allgemeinen Schlachtens der Lämmer gar nicht in den Besitz eines gültigen, zum Essen erlaubten Passahlammes gelangen. Hätte aber ein Einzelner versucht, ein Passahlamm VOR DEM 14.NISAN dadurch zu erwerben, daß er es am 13.Nisan nicht als Passahlamm schlachten ließ, wäre es ALS RITUELLES PASSAHLAMM UNGÜLTIG gewesen (Ze bachim 1,3; TP'sachim 3,8).

Wie aus jüdischen Geschichts-Quellen bekannt ist, wurden DIE PASSAHLÄMMER AM NACHMITTAG DES 14.NISAN, und zwar im Anschluß an das tägliche Abendopfer (2.Mo.29: 38-42; 4.Mo.28:3-4), geschlachtet (Ma ariv = "Abendgebet" zur Zeit des Abendopfers). Flavius Josephus (1.Jhd.) berichtet sowohl in seinem 20-bändigen Geschichtswerk "Jüdische Altertümer" als auch in seinem  7-bändigen Geschichtswerk "Der Jüdische Krieg" über DEN BRAUCH DER PASSAHFEIER DER JUDEN ZUR ZEIT JESU. Josephus sagt, daß die Schlachtung der Passahlämmer von der 9.Stunde an bis zur 11.Stunde stattfand (Bell. VI,9,3). Die 9.Stunde begann nachmittags um 2 Uhr, und die 11.Stunde endete nachmittags um 5 Uhr. Nach Pesachim 5,1 wurde am 14.Nisan das Abendopfer nachmittags um 1 1/2 Uhr geschlachtet und um 2 1/2 Uhr dargebracht, und wenn der 14.Nisan auf einen Freitag (= Rüsttag zum Wochensabbat) fiel, erfolgte die Schlachtung und Darbringung des beständigen Abendopfers bereits eine Stunde früher;

DANACH BEGANN DIE SCHLACHTUNG DER PASSAHLÄMMER. Den Zeitpunkt der Schlachtung der Passahlämmer gibt 5.Mo.16:6 an. Dort heißt es: "... das Passah schlachten AM ABEND, BEIM UNTERGANG DER SONNE". Dieser Zeitpunkt ist mit "ZWISCHEN DEN ZWEI ABENDEN" (2.Mo. 12:6) identisch. Für die Pharisäer war das die Zeit, da die Sonne sich zum Untergang neigt, also die Zeit vom Nachmittag bis zum Sonnenuntergang (vgl. auch die beiden Begriffe "Mincha gedola" _ "Große Vesperzeit" und "Mincha ketanna" = "Kleine Vesperzeit") .

Damals (d.h. zur Zeit Jesu) war es üblich, das tägliche Abendopfer (= "das zweite Lamm" des "beständigen Brandopfers", 2.Mo. 29:39,42) nachmittags darzubringen (Mischna: Pes.5,1; Josephus: Ant.XIV,4,3; vgl. auch Ant.III,10,1 und Philon: De Victimis §3). Daher pflegte man, um die 9.Stunde zum Tempel zu gehen (vgl. Apg.3:1; 10:3,30). DIE PASSAHLÄMMER wurden im inneren Tempelvorhof in drei Abteilungen geschlachtet; dafür benötigte man die oben angegebene Zeitspanne. Nach pharisäischer Sitte erfolgte das tägliche Anzünden der Lampen des goldenen Leuchters im Heiligtum ebenso bereits nachmittags (vgl. 2.Mo.30:8). - 

Wichtig für die Juden waren DIE RELIGIÖSEN VORSCHRIFTEN (z.B. für die Darbringung des täglichen Abendopfers; FÜR DAS PASSAHOPFER; für die Festsetzung der Gebetszeit für Mincha und Ma ariv; für das Anzünden der Lampen des goldenen Leuchters im Heiligtum; für Arbeiten am Eingang des Sabbats) IM HINBLICK AUF DEN "ABEND" (hebr.: (Erev) UND DIE "ABENDDÄMMERUNG" IM ENGEREN SINN (Ben ha-Sche maschot = "zwischen den zwei Sonnen": die Zeit vom Untergang der Sonne bis zum Aufgang mindestens dreier Sterne, etwa 0,25 Stunden vor Anbruch der Nacht). - Also nochmals: EIN PASSAHLAMM, DAS VOR 12 UHR MITTAGS DES 14.NISAN GESCHLACHTET WORDEN WÄRE, WÄRE ALS PASSAHLAMM FÜR UNGÜLTIG ERKLÄRT WORDEN. Pesachim 5,3: "Hat man es (das Passahlamm) VOR DEM MITTAG geschlachtet, so ist es UNTAUGLICH; denn es heißt: 'zwischen den beiden Abenden' 2.Mo.12:6".

                Das Todespassah Jesu 

Betrachten wir jetzt das Gesamtzeugnis der vier Evangelien im Hinblick auf den Todestag Jesu. Zuerst zum Johannes-Evangelium:

Im JOHANNES-EVANGELIUM wird DER TODESTAG JESU als "RÜSTTAG DES PASSAH" (Joh.19:14), bezeichnet. Das ist DER 14.NISAN! AN DIESEM TAG STARB JESUS ALS DAS WAHRE PASSAHLAMM, dem kein Bein gebrochen wurde (Joh.19:36; 2.Mo.12:46c; Ps.34:20-21). Am Tag bzw. am Abend zuvor, d.h. AM 13.NISAN UND IN DER DARAUF FOLGENDEN NACHT, die bereits zum 14. Nisan gehört, FEIERTE ER ZUSAMMEN MIT SEINEN JÜNGERN DAS LETZTE MAHL (Joh.13:1-2a). Johannes schreibt ausdrücklich, "es war aber frühmorgens" (Joh.18:28a) an jenem "Rüsttag des Passah" (Joh.19:14), als jene Juden, die Jesus vom Verhör durch Kajaphas zu Pontius Pilatus in das römische Prätorium führten, nicht selbst in das Prätorium hineingingen, "damit sie sich nicht verunreinigten, SONDERN DAS PASSAH(LAMM) ESSEN KÖNNTEN" (Joh.18: 28b) . Gemäß Johannes hatten also die Juden (z.B. diese hohepriesterlichen sadduzäischen Gefolgsleute, die Jesus zu Pilatus brachten) das Passah(lamm) noch nicht gegessen! Der Zeitpunkt des Essens der Lämmer war also noch nicht gekommen! SOMIT FÄLLT DER TOD JESU IN DIE ZEIT DER OFFIZIELLEN SCHLACHTUNG DER PASSAHLÄMMER DES 14.NISAN. - Zur Frage nach dem Wochentag kommen wir später.

Johannes hätte kaum einen Juden von der Wahrheit, daß JESUS DAS WAHRE PASSAHLAMM ist, überzeugen können, wenn er ihm nicht sagen hätte können, daß Jesus tatsächlich am 14.Nisan starb. Den damaligen Juden kam es bei der typischen Deutungsmethode gerade auf das Übereinstimmen von Äußerlichkeiten (entsprechend ihrer Anschauung) an. Passahlamm und 14.Nisan gehörten im jüdischen Denken einfach zusammen! - Paulus weiß: "Auch UNSER PASSAH(LAMM), CHRISTUS, IST GESCHLACHTET" (1.Kor.5:7b) . Außerdem schreibt er in 1.Kor.11:23 nicht von der Nacht des Passah, sondern von der "NACHT DES VERRATS". Offenbar war die Nacht des letzten Mahls auch für Paulus nicht die offizielle Festnacht vom 14. auf den 15.Nisan. - Übrigens, DER BABYLONISCHE TALMUD (Sanhedrin 43' Bar) gibt ALS TODESTAG JESU DEN 14.NISAN an, wodurch auch er mit Johannes übereinstimmt.

DAS BEGRÄBNIS JESU FAND NOCH AM SELBEN TAG STATT, d.h. AM 14.NISAN, AN "RÜSTTAG" (Joh.19:31). Obwohl hier nicht, wie in Vers 14, "Rüsttag des Passah" steht, sondern nur "Rüsttag", ist sicher der selbe Tag gemeint, nämlich der 14.Nisan! Sehr willkürlich wäre es, bei diesem "Rüsttag" an den, Rüsttag zum Wochensabbat zu denken und da durch den 14.Nisan (Vers 14) als Freitag zu identifizieren, da doch die Bezeichnung, "RÜSTTAG DES PASSAH" (Vers 14) schon alles sagt! Beim "Rüsttag der Juden" (Ver 42) geht es ebenfalls um diesen Tag! Es is der Vorbereitungstag für den darauf folgen den (FEST)SABBAT, den 15.NISAN, der deshalb  als "GROSS" bezeichnet wurde (Joh.19:31) WEIL IHM ALS FESTSABBAT IN DER PASSAHWOCHE EINE BESONDERE BEDEUTUNG ZUKAM.

Nachdem man Jesu Leichnam am 14.Nisan in eine Gruft gelegt hatte, war diese mit einem großen Stein verschlossen worden. Johanne schreibt, daß dieser Stein AM MORGEN DES ERSTEN WOCHENTAGS, als Maria Magdalena bei, der Gruft ankam, bereits "weggenommen" war. (Joh.20:1). Zu diesem Zeitpunkt war das Grab; bereits leer! Johannes behauptet also nicht daß DIE AUFERWECKUNG JESU an diesem erste Wochentag geschah, sondern daß sie zu diesem Zeitpunkt bereits stattgefunden hatte. Er berichtet jedoch, daß sie eben AN DIESEM ERSTEN WOCHENTAG ERSTMALS VON MENSCHEN (wie, Maria Magdalena) UND ENGELN BEZEUGT wurde! In der jüdischen Passah-Woche, d.h. in dem sieben Tage dauernden Fest der ungesäuerten Brote, war der nach dem Wochensabbat folgende erste Wochentag (der Sonntag) ein. sehr wichtiger Tag, denn gemäß der Festtagsordnung der Sadduzäer war er der Tag, an dem DIE ERSTLINGSGARBE dargebracht wurde (3.Mo.23:9-11). - Im Neuen Testament ist DER MESSIAS JESUS "DER ERSTLING DER ENTSCHLAFENEN" (1.Kor.15:20) und "DER ERST GEBORENE AUS DEN TOTEN" (Kol.1:18; Off.1:5).

In den SYNOPTISCHEN EVANGELIEN (also bei MATTHÄUS, MARKUS und LUKAS) wird DER TODESTAG JESU nicht als "Rüsttag des Passah" (Joh.19:14), sondern als "RÜSTTAG" und als "VORSABBAT" bezeichnet ("Rüsttag": Mt.27-. 62(57); Mk.15:42; Lk.23:54; "Vorsabbat": Mk. 15:42) . Will man aufgrund dieses Unterschieds zwischen den Synoptikern und dem Johannes-Evangelium NICHT voreilig auf zwei verschiedene Datierungen schließen, nämlich auf eine, die sich am "Rüsttag des Passah" orientiert (Johannes), und auf eine andere, die sich an einem angeblichen(!) Rüsttag des Wochensabbats orientiert (Synoptiker), ist der "Rüsttag" der Synoptiker, wie im Johannes-Evangelium, als RÜSTTAG DES PASSAH zu verstehen (siehe Seite 15f) ! In diesem Fall hat dann auch der "Vorsabbat" der Synoptiker nichts mit dem Wochensabbat zu tun, sondern mit dem FESTTAGSSABBAT (15.Nisan)!

Nun zu den Stellen der Synoptiker, die von den Vorbereitungen der Jünger für das letzte Mahl Jesu handeln. AN WELCHEM TAG begann man damit, und WO FAND ES STATT?

Es kam aber DER TAG DER UNGESÄUERTEN BROTE, an dem das Passah(lamm) geschlachtet werden mußte. Und Er (= Jesus) sandte Petrus und Johannes ..."; Lk.22:7-8a. Diese Stelle behauptet nicht, daß Jesus die beiden hier erwähnten Jünger erst an diesem "Tag der ungesäuerten Brote" aussandte, sondern sie sagt nur soviel, DASS DIESER TAG KAM (d.h. HERANNAHTE) UND DIE AUSSENDUNG DAHER NOCH RECHTZEITIG VORHER ERFOLGTE. - Nun zu den Parallelstellen gemäß Elberfelder-Bibel: Mt.26:17: "Am ersten Tag der ungesäuerten Brote aber traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst Du, daß wir Dir das Passah zu essen bereiten?" Und die Parallelstelle Mk.14:12: "Und am ersten Tag der ungesäuerten Brote, als man(!) das Passah schlachtete(!), sagten Seine Jünger zu Ihm: ..." Da Markus hier das SCHLACHTEN DER PASSAHLÄMMER erwähnt, geht es bei diesem Tag um den 14.NISAN. Daß aber die Aussendung der Jünger erst an diesem Tag erfolgte, ist für den dieser deutschen Übersetzung zugrunde liegenden Grundtext eine unzulässige Verengung. Denn die hier gebotene Übersetzung des griechischen "PROTOS" mit "ERSTEN" ist auf ein VORURTEIL zurückzuführen und ist ein typisches Beispiel für eine Übersetzung IM SINNE DER TRADITIONSKIRCHLICHEN SICHT DES TODESPASSAH JESU. "Prötos" steht z.B. auch in 1.Kor.14:30: "Wenn aber einem anderen, der dasitzt, eine Offenbarung zuteil wird, so schweige der ERSTE." Der "ERSTE" meint hier den VORHERIGEN! "PRÖTOS" ist NICHT IMMER DER ERSTE, weil das Wort unter anderem AUCH "VORHERIG" bedeutet! Selbst in der Elberfelder wird "prötos" an anderen Stellen auch mit "zuvor" und "zuerst" übersetzt, also nicht nur mit "erster". Dementsprechend ist NICHT "AM ERSTEN TAG der ungesäuerten Brote" gemeint, SONDERN "AM VORHERIGEN TAG", oder "VOR DEM TAG" oder "AM VORTAG DER UNGESÄUERTEN BROTE", und diese Formulierung weist auf den Tag VOR dem offiziellen Tag der Schlachtung der Passahlämmer (= 14.Nisan) hin, nämlich auf DEN 13.NISAN! DAHER FÄLLT BEI DEN SYNOPTIKERN DAS ABENDMAHL JESU AUF DEN ABEND VOM 13. AUF DEN 14. NISAN, also genau auf einen Tag vor der traditionellen Passahfeier, die vom 14. auf den 15.Nisan stattfand (vgl. 2.Mo.12:6; 3.Mo. 23:5). Diese Sicht stimmt völlig mit der des Johannes-Evangeliums überein! - Schon aus Mk.14:1-2 geht hervor, daß im Ablauf des Passionsgeschehens das letzte Mahl Jesu KEIN TRADITIONELLES PASSAHMAHL gewesen sein kann. Denn zwei Tage vor dem Passah kamen die Hohenpriester überein, daß eine Verhaftung Jesu am Fest unangebracht wäre. Nach diesem Plan sollte Jesus IN DER NACHT VOM 13. AUF DEN 14.NISAN verhaftet werden. Das ist genau die Chronologie des Johannes!

Wo fand dieses Abendmahl Jesu mit Seinen Jüngern statt? "Und Er (= Jesus) sendet zwei Seiner Jünger und spricht zu ihnen. Geht hin in die Stadt (= Jerusalem) , und es wird euch EIN MENSCH begegnen, DER EINEN KRUG WASSER TRÄGT. Folgt ihm! UND WO ER HINEINGEHT, sprecht zu dem Hausherrn: Der Lehrer sagt: Wo ist MEIN GASTZIMMER, wo Ich mit Meinen Jüngern das Passah(mahl) essen kann? Und er wird euch einen großen Obersaal zeigen, mit Polstern ausgelegt und fertig. Und dort bereitet es für uns. Und die Jünger gingen hinaus . . . , und sie bereiteten das Passah(mahl)" (Mk.14:13-16). Das Herbeischaffen von Wasser in Gefäßen war im Orient die Aufgabe von Frauen, nicht von Männern. Deshalb fiel EIN MANN MIT EINEM WASSERKRUG sofort auf. Daß dieser Wasserträger EIN ESSENER gewesen sein könnte, ist sehr wahrscheinlich. Die Essener hatten in Jerusalem eine Art Ordenshaus für Männer. Flavius Josephus gibt in seinem "Jüdischen Krieg" (V, 4, 2) an, daß DAS "TOR DER ESSENER" im Südwesten der damaligen Stadtmauer lag. Diese Angabe ist seit einigen Jahren durch archäologische Ausgrabungen bestätigt. Das Essenertor gab es! Aufgrund des tödlichen Hasses der Juden auf Jesus, wußte Jesus, daß Er dieses Passahfest (15.Nisan) nicht mehr erleben würde.

Man denke nur daran, WIE OFT JESUS SEINEN JÜNGERN SEINEN GEWALTSAMEN TOD ANKÜNDIGTE (z.B.: Mt.16:21; Mk.8:31; 9.30-32; 10:33, 34,38; Lk. 18: 31-34) . Sie aber scheuten sich, Ihn genauer darüber zu befragen. Ihr Mut zum Fragen reichte nur bis dahin, daß sie von Ihm erfahren wollten, wo Er (diesmal) DAS PASSAHMAHL feiern wolle: "Wo willst Du, daß wir es bereiten?" (Lk.22:9). Allein schon die Tatsache, daß Jesus von Seinem baldigen Tod wußte, könnte die Ursache dafür gewesen sein, daß Er (diesmal) DAS PASSAH NACH DEM FESTTAGS-KALENDER DER ESSENER in deren Quartier auf dem Südwesthügel Zion in Jerusalem halten wollte. Wissend, daß Seine Stunde gekommen war, wählte Er für Sein letztes Mahl DEN FRÜHEREN TERMIN! DAMIT IST NICHT GESAGT, DASS JESUS SELBST EIN ESSENER WAR! Denn Jesus unterschied sich von ihnen in vielen Einzelheiten Seiner Lehre, besonders wegen gewisser Härten in ihrer Gesetzesbefolgung und in prophetischer Hinsicht.

Zur Zeit Jesu waren es schon fast 200 Jahre, daß DIE ESSENER den offiziellen Tempelkult in Jerusalem ablehnten. Denn SEIT DER ZEIT DER MAKKABÄER WAR DAFÜR DER MONDKALENDER OFFIZIELL EINGEFÜHRT WORDEN (167 bzw. 152 v.Chr.). Die im Rahmen des Tempelkultes praktizierten Opfer der Tora, die terminmäßig an diesen Kalender gebundenen waren, hielten die Essener für ungültig, weil sie ihrer Auffassung nach nicht zur rechten Zeit Gott dargebracht wurden. Obwohl sie sich nicht gänzlich vom Jerusalemer Tempel distanzierten (es gab dort essenische Lehrer), hielten sie selbst sich strikt an ihre EIGENE FESTTAGS-ORDNUNG, die durch EINEN GLATTEN 364-TAGE-SONNENKALENDER genau festgelegt war. Dieser Sonnenkalender stammte nicht direkt von ihnen, sondern war bereits nach der babylonischen Gefangenschaft der Juden (die im 6.Jhd.v.Chr. war) im Land Israel (unter Einfluß des 365-Tage Sonnenkalenders der Ägypter) aktuell geworden (vielleicht auch am Jerusalemer Tempel). 

Schon FÜR DAS VOR-ESSINISCHE JUBILÄENBUCH ist ALLEIN DIE SONNE DIE GRUNDORIENTIERUNG JEDER KALENDARISCHEN ORDNUNG (Jub.2:9f; 6: 29ff)! In ihrem Selbstverständnis repräsentierten die Essener das gesamte Israel. Statt der geforderten Tier-, Speise- und Trankopfer brachten sie durch Gebetsgottesdienste und einen toragemäßen Lebenswandel GEISTLICHE OPFER dar (ETHIK!). Vgl. im NT: Mt.9:13; Mk.12:28-34; Rö.12:1-2; Heb.13:12- 16. - Zur Zeit Jesu gab es jedenfalls diese ZWEI MITEINANDER UNVEREINBARE KALENDER, weshalb in den Städten und Dörfern die Essener von den anderen Juden streng getrennt waren. Wahrscheinlich stand die Familie des Joseph und der Maria den Essenern nahe.

Im 364-TAGE-SONNENKALENDER DER ESSENER mit seinen zwölf Monaten hatte jedes Jahr vier gleich lange Abschnitte (Quartale) zu je 91 Tagen (4x91 = 364). Jedes Quartal bestand aus drei Monaten (4x3 = 12) zu je 30 Tagen und einem zusätzlichen Tag, der nicht als Monatstag, wohl aber als Wochentag gerechnet wurde (3x30 + 1 = 91) . Somit hatte jedes Quartal genau 13: 7-Tage-Wochen, die zusammen die 91 (= 13x7) Tage ergaben. Das Jahr hatte daher genau 52 (= 4x13) vollständige 7-Tage-Wochen. Außer dem Sabbat hatten die Wochentage keine Namen, sondern wurden nur gezählt. Auch die Monate hatten keinen Namen, denn DIE AUS BABYLON STAMMENDEN MONATSBEZEICHNUNGEN NISAN, IJJAR, SIWAN, TAMMUZ, . . ., die bis heute noch im jüdischen Kalender üblich sind, wies man als heidnisch zurück. Dieser 354-TAGE-MONDKALENER ist seiner Entstehung nach ganz unjüdisch. Das beweisen die Probleme, die er den Rabbinen machte, weil er anderen Inhalten ihrer Tradition oder sogar der Tora selbst widersprach. Weder die Monats noch die Jahresanfänge passen zu der altisraelitischen      7- Tage-Woche. Immer wieder fallen Festtage auf Sabbate, so daß entschieden werden muß, ob der Sabbat oder das Fest dominieren soll. Nicht nur DIE MONATSNAMEN des jüdischen Mondkalenders beweisen, woher er stammt sondern auch SEINE ZYKLISCHE ORDNUNG, die im Grundkonzept völlig mit der des baby -lonischen Kalenders übereinstimmt. - Da heute der Mensch längst weiß, daß sich nicht Sonne um die Erde bewegt (sondern der Mond!, DIE SONNE ist ja fixes Zentralgestirn für Erde!), sollte es nur SONNENKALENDER geben!
Für die Essener hatte ihr Kalender Vorteil, daß ein in der Tora verankerter Festtag nie auf einen Wochensabbat fiel, so daß dieser nie durch Arbeit für einen anderen Festtag als für den Sabbat selbst entweiht werden konnte (3.Mo.23:3: "keiner Arbeit sollt ihr tun"). In diesem Kalender begann jedes Jahr mit einem MITTWOCH, wodurch man an den vierten Schöpfungstag Mittwoch) anknüpfte, an dem die Gestirne von denen jede Zeitmessung abhängig ist  geschaffen wurden (l. Mo. 1: 14-19) . DAHER FIEL IM ESSENERKALENDER DER 14.NISAN JEDES JAHR AUF EINEN DIENSTAG! Dieser Sachverhalt wird durch die kalendarischen Darstellungen den Textfunden aus den Höhlen von Qumran am Toten Meer bestätigt (4Q 394-398, Teil 1).

Wenn Jesus DAS ABENDMAHL nach diesem Kalender hielt, so war das DER ZEITPUNKT, AN DEM DAS PASSAHMAHL DER ESSENER STATTFAND. Für sie erfolgte die Vorbereitung dazu am 14.Nisan, an einem DIENSTAG. Das bedeutet jedenfalls, daß die EINSETZUNG DES ABENDMAHLS nicht zum Zeitpunkt der Passahfeier der traditionellen Juden (mit ihrem typisch jüdischen Passahmahl) erfolgte! Denn für den offiziellen Jerusalemer Tempelkalender war dieser ABENDMAHLS-DIENSTAG, wie in diesem Kapitel bereits dargelegt, erst der 13. NISAN. - Der nächste Tag war DER OFFIZIELLE 14.NISAN, DER TAG, AN DEM JESUS STARB, EIN MITTWOCH. Alle vier Evangelisten sind sich darin einig: JESUS STARB AM NACHMITTAG DES 14.NISAN! Und ab diesem Zeitpunkt des Todes setzt das "ZEICHEN DES JONA" (siehe oben) ein, so daß bis zum Zeitpunkt der Auferstehung noch "DREI TAGE UND DREI NÄCHTE" zu zählen sind. Beginnen wir mit Mittwoch ab dem Zeitpunkt des Todes Jesu (um die "neunte Stunde", das ist ca.15h: Mt.27:46; Mk.15:34; Lk.23:44) und zählen DREI VOLLE TAGE: DONNERSTAG (=15.NISAN, FESTSABBAT), FREITAG (= 16.NISAN), SAMSTAG (= WOCHENSABBAT, 17.NISAN). Nun wissen wir auch den AUFERSTEHUNGSTAG JESU! Denn wenn sich das von Jesus angekündigte "Zeichen des Jona" wörtlich erfüllt hat, wurde Jesus AM NACHMITTAG DES 17.NISAN, AM WOCHENSABBAT DER PASSAHWOCHE, von Jahweh, dem Gott der Bibel, aus den Toten auferweckt, und zwar nach der neunten Stunde, nach 15h! - Anmerkung: Dies trifft selbst dann zu, wenn Jesus Sein letztes Mahl nicht nach der Festtagsordnung der Essener gehalten haben sollte. Auch in diesem Fall hielt Er Sein Mahl genau einen Tag vor der offiziellen Passahfeier der Juden. Nur bliebe dann die Frage nach dem "wo?" offen.

Ganz in Übereinstimmung mit dem Johannes--Evangelium ist auch in den synoptischen Evangelien DER ERSTE TAG DER WOCHE (Mt. 28:1; Mk.16:2; Lk.24:1), also DER 18.NISAN, jener Tag, an dem man das Grab bereits leer vorfand. An diesem ersten Wochentag wurde DIE AUFERWECKUNG JESU ERSTMALS VON ENGELN (z.B. Lk.24:4-7) UND VON MENSCHEN (z.B. Lk. 24:9-10) BEZEUGT. Das war an dem Tag, als die Priester im Tempel Gott ihre rituelle ERSTLINGSGARBE (Erstlinge der Gerste) darbrachten. In bezug auf den Zeitpunkt der Darbringung dieser Garbe (und den davon abhängigen Termin für das Pfingstfest) gab es Datierungsdifferenzen zwischen den Pharisäern und den Sadduzäern. Beide Parteien begründeten ihre verschiedenen Ansichten mit 3.Mo.23:11 ("am anderen Tag nach dem Sabbat") . Die Sadduzäer verstanden hier das Wort "Sabbat" in seinem gewöhnlichem Sinn, nämlich als Wochensabbat (Samstag), während die Pharisäer darunter den ersten Ruhetag des Festes der ungesäuerten Brote, also den Festsabbat des 15.Nisan verstanden. Daher war der "andere Tag nach dem Sabbat" (3.Mo. 23:11) für die ersteren stets ein Sonntag (dies ist die ältere sadduzäische Praxis), für die letzteren dagegen stets der 16.Nisan, der auf jeden Wochentag fallen konnte. 

Übrigens: AUCH FÜR DIE ESSENER BEGANN DAS GERSTEN-ERSTLINGSFEST STETS AM 1.WOCHENTAG.


Hier nun eine kurze tabellarische Darstellung der Daten des bisher Gesagten.
Übersicht der Ereignisse zum Todespassah vom 13. bis 21.Nisan 

(Tageszählung gemäß dem Mondkalender des Tempels)

13.Nisan 3.Tag (Di)
Vorbereitungen für das Abendmahl

14.Nisan 4.Tag (Mi), Rüsttag des Passah
Abendmahl
Gefangennahme durch Juden
Verhöre vor Juden, Herodes Antipcs und Pilatus Geißelung, Dornenkrönung und       Verspottung Anpfahlung Jesu, Tod Jesu um die 9.Stunde! Grablegung

15.Nisan 5.Tag (Do), 1.Festtag d.u.B., Festtagssabbat Grabesruhe

16.Nisan 6.Tag (Fr), 2.Festtag der ungesäuerten Brote Grabesruhe

17.Nisan 7.Tag (Sa), 3.Festtag der ungesäuerten Brote Grabesruhe
Auferweckung Jesu durch Jahweh um die 9.Stunde 

18.Nisan 1.Tag (So), 4.Festtag der ungesäuerten Brote Graberöffnung durch Engel
Auffindung des leeren Grabes und Erstbezeugung Darbringung der Erstlingsgarbe

19.Nisan 2.Tag (Mo), 5.Festtag der ungesäuerten Brote 

20.Nisan 3.Tag (Di), 6.Festtag der ungesäuerten Brote 

21.Nisan 4.Tag (Mi), 7.Festtag d.u.B., Festtagssabbat

An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, daß DAS BIBLISCHE ZEUGNIS DES TODESPASSAH JESU eine Verteilung Seiner Passion auf einen Zeitraum von mehreren Tagen (wie z.B. in der so genannten DREI TAGE CHRONO- LOGIE: Gefangennahme am Mittwoch und Tod Jesu erst am Freitag) nicht erlaubt. Denn DER TAG DER GEFANGENNAHME JESU IST AUCH DER TAG DES TODES JESU. Nach dem Abendmahl, "IN DIESER NACHT", wurde Er festgenommen (Mt.26:30-31,34,36,46ff; Mk.14:26-27,30,32, 42ff; Lk.22:34,39,47ff) und tags darauf, also AM SELBEN TAG DES 14.NISAN (der mit der vorhergehenden Nacht begann), wurde Er getötet (Mt.27:lff; Mk.15:Iff; Lk.22:66ff; 23:lff). Außerdem mußte sich das Zeichen des Jona, DIE "DREI TAGE UND DREI NÄCHTE", ZWISCHEN TOD UND AUFERSTEHUNG erfüllen. An der wörtlichen Erfüllung des Zeichens des Jona scheitert das Traditionskirchentum, das den Karfreitag zum Todestag macht!

     
Auferweckung "nach drei Tagen"

Selbstverständlich hielten sich auch(!) Jesus, Seine Apostel und Seine Jünger in ihrer Ausdrucksweise (Wortwahl) an den damaligen Sprachgebrauch. Wie sonst hätten sie damit rechnen können, in ihrer zeitgenössischen (Um-)Welt verstanden zu werden? Jesus meinte immer das, was Er sagte, darin sind sich Christen ja einig, aber Er widersprach sich auch nicht. Sicher traf dies auch zu, als Er die Dauer Seines Aufenthalts im Totenreich angab. Allerdings hat DER HEUTIGE GRUNDTEXT DER BIBEL bei den Angaben dieser Zeitdauer ZAHLREICHE VARIANTEN.
Wie uns die Bibel berichtet, wußten die Jünger mit Sicherheit, daß Jesus von Seiner Auferweckung "NACH DREI TAGEN" (siehe unten) gesprochen hatte. Was verstand der zeitgenössische Jude darunter? Sicher besteht KEIN WIDERSPRUCH zwischen der Wortwahl "DREI TAGE UND DREI NÄCHTE" (Mt.12:40; hier "Tag" = 12 Stunden) und der Wortwahl "NACH DREI TAGEN" (hier "Tag" = 24 Stunden) . BEIDE AUSDRÜCKE BEDEUTEN DASSELBE! - Ferner wird dem aufmerksamen Bibelleser vielleicht schon aufgefallen sein, daß selbst in deutschen Bibeln bei Parallelstellen die Zeitangaben verschieden ausgedrückt sind: So etwa ergibt ein Vergleich der Parallelstellen Mt.16:21 und Mk.8:31, daß "AM DRITTEN TAG" und "NACH DREI TAGEN" dasselbe(!) bedeutet. Gleiches gilt für die Parallelstellen Mt. 17:23 und Mk.9:31 sowie für Lk.18:33 und Mk.10:34. Dabei sind 5 dieser 6 NT-Stellen schon im Grundtext nicht einheitlich (jede für sich ist es nicht!) , sondern schwanken zwischen diesen beiden Ausdrucksweisen.

Die folgenden NT-Stellen, die alle denselben Sachverhalt beinhalten, beweisen, daß es sowohl beim Ausdruck "BINNEN DREIER TAGE" in Mt.26:61  als auch beim Ausdruck "IN DREI TAGEN" in Mt.27:40  und in Joh.2:19,20  um die Auferweckung Jesu "NACH DREI (VOLLEN 24 STUNDEN) TAGEN" geht! Die Hohenpriester und die Pharisäer sprachen zu Pilatus: "Herr, wir haben uns erinnert, daß jener Verführer sagte, als Er noch lebte: NACH DREI TAGEN werde Ich auferweckt (oder: erwache Ich)"; Mt.27:63. Der aramäische Sinai-Syrer hat in Mt.26:61 "NACH DREI TAGEN", in Mt.27:40 "BINNEN DREIER TAGE", in Joh.2:19, 20 "IN DREI TAGEN" und in Mt.27:63 wieder "NACH DREI TAGEN".

In den Evangelien gibt es mehrere Stellen, wo Jesus ankündigt, daß Er nach Seinem Tod "AM DRITTEN TAG“, "auferweckt"  oder „auferstehen" werde: Mt.16:21; 17:23; 20:19; Lk.9:22; 18: 33. Bzgl. Auferstehung oder Auferweckung Jesu und der Wendung "AM DRITTEN TAG" siehe auch die Worte des auferstandenen Herrn in Lk.24:46, ferner die Worte der die Auferstehung bezeugenden Engel in Lk.24:7 und die Worte des Apostels Paulus in 1.Kor.15:4. Der Sinai-Syrer hat in Mt.17:23, in Lk.9:22 und in Lk.24:7,46 nicht "am dritten Tag, sondern "NACH DREI TAGEN". Der griechische Codex Bezae und die meisten altlateinischen Textzeugen haben in Mt.16:21, in Mt.17:23 und in Lk.9:22 "NACH DREI TAGEN".

Im Markus-Evangelium steht in den meisten der ältesten griechischen Textzeugen (aus dem 4. und 5.Jhd.) sowie in der altlateinischen und der koptischen Textüberlieferung nicht "am dritten Tag", sondern "NACH DREI TAGEN" Mk.8:31; 9:31; 10:34. Doch die Formulierung "AM DRITTEN TAG" übernahmen an den beiden letzten Stellen die meisten (jüngeren) griechischen Texte und an allen drei Stellen die aramäische NT-Überlieferung der Peschitta und die des Sinai-Syrers.

Aus den bisherigen Ausführungen geht zur Genüge hervor, daß alle oben genannten Ausdrucksweisen, nämlich Wendungen wie "NACH DREI TAGEN", "BINNEN DREIER TAGE", "IN DREI TAGEN" und "AM DRITTEN TAG", eigentlich nichts anderes sind als nur verschiedene Formulierungen für ein und denselben Sachverhalt. Damit wird stets auf "DAS ZEICHEN DES JONA" Bezug genommen, nämlich auf die "DREI TAGE UND DREI NÄCHTE"! Anmerkung: Wie damals im Orient üblich, wurde der helle Teil jedes 24-Stunden-Tages jeweils in 12 gleich lange Stunden eingeteilt. Die insgesamt 12 Stunden begannen immer mit Sonnenaufgang und endeten immer mit Sonnenuntergang. Da diese Tagesteilung in 12 Stunden für das ganze Jahr hindurch galt, also unabhängig von der Jahreszeit, war die Länge einer einzelnen Tages-Stunde je nach Jahreszeit verschieden lang, denn der helle Teil eines 24-Stunden Tages ist ja im Sommer viel länger als im Winter.

Wenn also der MITTWOCH der Todestag Jesu war und Jesus "NACH DREI TAGEN" auferweckt wurde, dann war dieser Tag der Auferweckung der SAMSTAG (SABBAT) . Der Samstag ist also "DER DRITTE TAG" nach Jesu Tod. Auch die Ausdrücke "BINNEN DREIER TAGE" und "IN DREI TAGEN" weisen auf den Samstag.

Am Anfang des Christentums lag bei der Verkündigung, sofern sie sich auf die Leidensgeschichte Jesu bezog, der Schwerpunkt auf dem eigentlichen Geschehen, dem STERBEN und der TOTENAUFERWECKUNG DES MESSIAS. Einzelheiten und genaue Zeitangaben bei den letzten Etappen im Leidensweg Jesu waren zweitrangig. Es ging um die Geschehnisse, nicht so sehr um den genauen Zeitpunkt.

Zu bedenken ist auch, daß man in der damaligen Zeit beim Zählen noch ohne Null auskommen mußte. Wie die übrige orientalische Welt, kannte auch das Volk der Juden zur Zeit Jesu noch nicht die hoch entwickelte Mathematik von heute. Sogar DIE NULL, wie sie für jede höhere Mathematik unerläßlich ist, WAR UNBEKANNT (erst Jahrhunderte später kam sie über Indien in den Orient des Nahen Ostens und von dort über Arabien nach Europa). Damals dienten noch die 22 Buchstaben des hebräischen bzw. aramäischen Alphabets als Zahlen: Den Buchstaben wurde ein fortlaufender Zahlenwert zugeordnet. Es gab drei Zahlengruppen (Einer, Zehner, Hunderter). Das war EIN ALPHABETISCHES ZAHLENSYSTEM (ein solches war auch das griechische Alphabet im griechischen Sprachraum) . Der erste Buchstabe Alef (griech.: Alpha) hatte den Zahlwert "eins", der zweite Buchstabe Bet (griech.: Beta) hatte den Zahlwert "zwei", der dritte Buchstabe Gimel (griech.: Gamma) den Zahlwert "drei", . . . ! Somit gab es für die Null kein Zeichen. DEM ZUFOLGE BEGANN MAN BEI DER ZÄHLUNG VON TAGEN ( ... ) MIT "EINS", wobei der Tag, mit dem man zu zählen anfing, den Zahlwert "eins" (nicht: null!) erhielt. Ein Beispiel für die DAMALIGE ZÄHLWEISE, die OHNE NULL auskommen mußte, ist Lk.13:32. Hier sagt Jesus: "Ich ... vollbringe Heilungen HEUTE (= Tag eins!) und MORGEN (= Tag zwei!), und AM DRITTEN TAG (= Tag drei!) werde Ich vollendet." Bei dieser Zählweise hat der heutige Tag nicht den Zahlwert "null", sondern den Zahlwert "eins", wird also mitgezählt. Vgl Joh.20:19a,26a. Beachte den Zusammenhang!

Übrigens: Jesus berief sich auf JONA, nich auf Hosea! Daher paßt Hos.6:2 hier nicht!


        
Die Emmaus-Jünger 

 

Der NT-Abschnitt Lk.24:13-35 schildert DIE BEGEGNUNG ZWEIER JÜNGER JESU aus "einem Dorf mit Namen Emmaus" (Vers 13) MIT DEM VON TOTEN AUFERSTANDENEN JESUS. Das war am Nachmittag jenes Tages (Vers 13), an dem man morgens das Grab, in das Tage zuvor der Leichnam Jesu gelegt worden war, leer vorgefunden hatte. Zu diesem Zeitpunkt an jenem ersten Wochentag (Sonntag) (Vers 1) war Jesus BEREITS AUFERSTANDEN, denn Seine Auferweckung hatte ja am vorhergehenden Tag, am Sabbat (Samstag) , stattgefunden. AM ERSTEM WOCHENTAG BESTÄTIGTEN DIE ENGEL NUR NOCH DAS, WAS AM TAG ZUVOR BEREITS GESCHEHEN WAR. Dabei erinnerten sie die Frauen daran, daß Jesus, "als Er noch in Galiläa war" (Vers 6), selbst vorausgesagt hatte, daß Er "AM DRITTEN TAG" (Sinai-Syrer: "NACH DREI TAGEN") auferstehen werde (Vers 7).

Zum Zeitpunkt der Begegnung war dieser Zeitraum von drei Tagen bereits abgelaufen, denn der Sonntag war schon der 4.Tag nach dem Todestag, dem Mittwoch. Daß nun aber DIE ERFÜLLUNG DER VORAUSSAGE JESU ÜBERFÄLLIG sei, dies berichteten die Emmaus-Jünger dem Auferstandenen (Lk.24:21b). DAS RICHTIGE VERSTÄNDNIS DIESES VERSES WAR SCHON EIN STREITPUNKT UNTER CHRISTEN. Dies beweisen die Textvarianten des Grundtextes. Das Papyrusfragment P75 (Bodmer-Papyrus, 3.Jhd.) hat in Vers 21b noch nicht den erst in späterer Zeit hinzugefügten Zusatz "heute" des griechischen Mehrheitstextes. Auch in den griechischen Codizes Sinaiticus und Vaticanus (beide: 4.Jhd.) fehlt er noch. Deutschsprachige Bibeln, die diesen Zusatz akzeptieren, übersetzen meist so, als sei es genau der dritte Tag gewesen, an dem die zwei Jünger dem Auferstandenen begegneten. Hier eine deutsche Bibel, die Zürcher-Bibel, ohne diesen Zusatz: "Aber bei dem allem IST ES SCHON DER DRITTE TAG, seit dies geschehen ist" (Vers 21b). Der aramäische Sinai-Syrer und die aramäische Peschitta: "Und siehe, DREI TAGE SIND ES, seit dies alles geschehen ist." Ohne das später hinzugefügte "heute" bleibt bei dieser Formulierung der Tag des Abgelaufenseins jener Dreitagefrist offen. Ob nun mit oder ohne "heute", die Emmaus Jünger beklagten jedenfalls an jenem ersten Wochentag (dem 4.Tag nach dem Todestag Jesu), daß DIE DREITAGEFRIST FÜR DIE ANGEKÜNDIGTE AUFERSTEHUNG BEREITS ABGELAUFEN sei!

        
        Das Zeugnis der Astronomie 

DER 14.NISAN im Zusammenhang mit dem VOLLMOND (in der Mitte der jüdischen Monate) steht, hat man des Öfteren versucht, den Todestag Jesu astronomisch (mittels der Gesetze der Himmelsmechanik!) zu errechnen. Zur Zeit Jesu wurden die Festtage noch nicht mit dem heute üblichen Berechnungssystem des jüdischen Kalenders festgelegt. DER BEGINN DER JÜDISCHEN MONATE (besonders des Nisan im Frühling) hing von der genauen Neumond-Beobachtung mittels freiem Auge ab und mußte von der Kalenderkommission des Hohen Rats akzeptiert werden, d.h. DIE SCHMALE NEULICHT-SICHEL DES MONDES IN DER ABENDDÄMMERUNG MUSSTE ERSTMALS WIEDER ERSCHEINEN. Da die Zwischenzeiten vom beobachtbaren Neulicht bis zum nächsten Vollmond merklich ungleich lang sind, kann man bei der Berechnung der Nacht vom 14. zum 15.Nisan (Vollmond) nicht direkt vom Zeitpunkt des Frühlingsvollmondes ausgehen. Der Hohe Rat ließ auch rechtzeitig den Stand der reifenden Frühernte feststellen, damit er entscheiden konnte, ob der Nisan unmittelbar auf den Adar (= 12.Monat) des auslaufenden Jahres folgen soll oder ob ein Schaltmonat eingeschoben werden muß. Die damalige Kalenderordnung läßt sich heute gut rekonstruieren, etwa MIT DEN AUCH FÜR ISRAEL GÜLTIGEN TAFELN ZUR BABYLONISCHEN CHRONOLOGIE von Parker und Dubberstein.

Zieht man für den Todestag Jesu zuerst einmal grob den Zeitabschnitt vom Jahr 28 bis zum Jahr 34 in Betracht, so ergeben sich für den jeweiligen 14.NISAN des jüdischen Kalenders der Zeit Jesu für diese sieben Jahre verschiedene Wochentage. Aber wann fiel der 14.Nisan in diesem Zeitabschnitt auf einen MITTWOCH? Hier das Ergebnis im Julianischen Kalender: Wenn(!) der zugehörige 1.Nisan sehr pünktlich ausgerufen wurde, traf dies zu am 28.April des Jahres 28 und am 25.April des Jahres 31, und falls sich die Juden nicht an die von den Babyloniern eingehaltene Schaltregel des Mondkalenders hielten, kommt noch der 24.März des Jahres 34 in Betracht (im babylonischen Kalender im Monat Adar, der damals relativ spät im Naturjahr lag). Aufgrund der historischen Angaben über Jesus im NT (z.B. Mt.2:19a,22a; Lk.3:1,23a) dürfte das Jahr 28 als Todesjahr Jesu zu früh und das Jahr 34 zu spät sein, so daß der Todestag Jesu in das Jahr 31 fallen könnte, und zwar auf Mittwoch, den 25. April 31 nach Christus. - Geht man bei der Berechnung der jüdischen Festtage vom heute üblichen konstanten zyklischen Berechnungssystem des jüdischen (Reform-)Kalenders aus, so käme für die oben erwähnten Jahre als 14. Nisan nur Mittwoch, 5.April des Jahres 30 in Frage. Da aber diese Berechnungsmethode zur Zeit Jesu sicher noch nicht verwendet wurde, fällt diese Möglichkeit weg.

Hier noch einige Worte zur DUNKELHEIT AM TODESTAG JESU: Mt.27:45 sowie Mk.15:33 und Lk.23:44 berichten von einer etwa dreistündigen Dunkelheit (griech.: skotos), bevor Jesus starb. Die Verdunkelung, die über das ganze Land kam, kann KEINE SONNENFINSTERNIS IM ASTRONOMISCHEN SINN gewesen sein und kann daher überhaupt nichts zu einer Datierung (Jahr und Datum) für den Todestag Jesu beitragen! Denn astronomische Sonnenfinsternisse (der Mond tritt zwischen Sonne und Erde) sind zur Zeit des Vollmonds unmöglich! Und der 14.Nisan war (selbst bei etwas fehlerhafter Bestimmung des zugehörigen Neulichts vom 1.Nisan) stets in der Nähe der Vollmondphase. Außerdem gibt es keine astronomisch erklärbare Sonnenfinsternis, die so lange dauert. Die maximale Länge kann nur ungefähr 7 1/2 Minuten betragen (aber nicht drei Stunden!) und ist äußerst selten. Innerhalb des oben in Betracht gezogenen Zeitabschnitts gab es nur eine einzige Sonnenfinsternis, die im vorderen Orient bedeutend und in Teilen von Syrien sogar total war. Aber das Datum dieses Naturereignisses, 24. Nov. 29, hat nichts mit dem TODESPASSAH JESU zu tun. 

Nicht im Evangelium des Matthäus und des Markus, sondern nur in Lk.23:45 haben bereits die ältesten vorhandenen griechischen Handschriften (u.a. der Codex Sinaiticus) den Zusatz "da die Sonne sich verfinsterte (wörtlich: ausblieb, ausließ)". Das hier verwendete Verb für "verfinstern" ist eklipo, der Fachausdruck für das sich Verfinstern der Sonne (vgl. im Englischen: "eclipse") . Dieser Ausdruck entspricht nicht mehr der ursprünglichen Wortwahl. Die aramäische Peschitta und der Sinai-Syrer haben noch den Wortlaut in seiner allgemeinen Bedeutung: "DIE SONNE WURDE VERDUNKELT". Auch in zahlreichen späteren griechischen Texten geht das hier verwendete Zeitwort auf DAS ALLGEMEINE WORT FÜR DUNKELHEIT (skotos) mit seinem breiten Bedeutungsspielraum zurück. Der astronomische Fachausdruck schlich sich vielleicht schon im 2.Jhd. ein. Denn laut J.Africanus habe Phlegon von Tralles (um 14C n.Chr.) über die Sonnenfinsternis im Jahr 29 (wohl ohne Angabe der Jahreszeit!) geschrieben, angeblich war sie bei Vollmond!



   
Die Aufschrift der Beschuldigung


Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem Er ein Fluch für uns geworden ist - denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!; Gal. 3:13 (vgl. 5. Mo. 21:23b) . Die Aufschrift am Kreuz/Pfahl Jesu lautete gemäß Joh. 19: 19: "JESUS, DER NAZORÄER, DER KÖNIG DER JUDEN"; gemäß Lk.23:38: "DIESER IST DER KÖNIG DER JUDEN"; gemäß Mk. 15: 2 6: "DER KÖNIG DER JUDEN"; gemäß Mt.27:37: "DIES IST JESUS, DER KÖNIG DER JUDEN". Wie wir sehen, stimmt bei den vier Evangelisten der Wortlaut zwar nicht wörtlich, aber doch sinnmäßig überein. Die Überschrift der Anklage war in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache über Jesus ans Holz geheftet (Joh.19:20; Lk. 23:38). Alle Welt sollte sie verstehen! Besonders das Hebräische (d.h. die Worte, die in der Alltagssprache der Zeitgenossen Jesu, dem Aramäischen, geschrieben waren) "lasen viele von den Juden" (Joh.19:20).

Natürlich waren die Worte dieser Aufschrift der Beschuldigung im vollen Wortlaut geschrieben, und nicht in Form einer bloßen Abkürzung, etwa im Sinn des Lateinischen "I.N.R.I." der röm.-kath. Kirche, das außerdem nur die lateinische Abkürzung für "IESUS NAZARENUS REX IUDAEORUM" ist. Derartige Verstümmelungen des Wortlauts sind eindringliche ZEICHEN EINES VOM HEIDENTUM BEEINFLUSSTEN CHRISTENTUMS und offenbaren auch die Kunst als VERUNSTALTERIN DER WAHRHEIT, als FÖRDERIN VON VERBLENDUNG, ...!
Anhand obiger Sicht der Aufschrift über dem Kopf des sterbenden JESUS VON NAZARETH könnten suchende, geistlich denkende Juden mit der hebräischen NT-Übersetzung in Jesus leicht ihren Messias JESCHUA (eigentlich: JAHSCHUA; in Galiläisch-Aramäisch: JESCHU) erkennen, ohne deshalb gleichzeitig behaupten zu müssen, daß Er selbst Jahweh, Gott, gewesen sei, denn der Messias war vielmehr VON GOTT GESANDT (vgl. Lk.2:29-32; 13:33-34; Joh.1:32-34,49; 3:14-18; 8:24,26-30,42; 10:17-18; 12:44-50; 18:37; Apg.10:38; Heb. 3:1-2; u.a.).

 Die offizielle Sprache der Jesus-Nachfolger im 1.Jhd. war zweifellos DAS ARAMÄISCHE! -Wie der genaue Wortlaut der Aufschrift auch gewesen sein mag, Pilatus erfüllte dadurch ungewollt und unbewußt DIE VORSEHUNG JAHWEHS (vgl. Joh.19:21-22; Sach.12:10)!


         Aus früher Kirchengeschichte 


Die Quartodezimaner 

Von der erst in späterer Zeit in der Kirche üblich gewordenen Passah-Tradition (Karfreitag, Karsamstag, Ostersonntag) ist im Neuen Testament noch nichts zu finden.


Eusebios (ca. 263-339) berichtet in seiner Kirchengeschichte (V,23-25) im Zusammenhang mit einer Faltensitte und einem Feststreit über Jesu Tod und Auferstehung von gewissen Christen der zweiten Hälfte des 2.Jhds in Kleinasien, die "QUARTODEZIMANER" genannt wurden. Wie es häufig in der Geschichte der Kirche der Fall ist, ist dieser Name keine Selbstbezeichnung jener Gläubigen, sondern stammt von ihren Gegnern. Er rührt von der Zahl 14 her, denn DIE QUARTODEZIMANER (etwa: "VIERZEHNTÄGLER") GEDACHTEN DES TODES JESU JEWEILS AM 14.NISAN (egal, auf welchen Wochentag er fiel). Sie gedachten des Todestages Jesu also nicht an einem dafür bestimmten Wochentag, etwa am Mittwoch oder gar am Freitag (der ja - wahrscheinlich durch Verwechslung des Festsabbats mit dem Wochensabbat! - erst später üblich wurde) , sondern IMMER AM 14.NISAN (vom Abend des 14. bis zum 15.Nisan drei Uhr früh) , der auf jeden Wochentag fallen konnte. Ihre Gegner, die sich am Sonntagstermin orientierten, hießen "DOMINICALES". - Die Streitigkeiten im 2.Jhd. betrafen eine Eintagsfeier(!) zur Zeit des Passahfestes, die in Rom offenbar vom Abend des Samstags bis zum Sonntagmorgen dauerte (daraus zu folgern, daß schon im 1.Jhd. der Sonntagnachtgottesdienst ein christlicher Brauch gewesen sei, ist unhaltbar). Da es um eine Eintagsfeier(!) vom  Samstagabend auf den Sonntagmorgen ging, wäre auch die Vorstellung falsch, in Rom habe man bereits im 2.Jhd. den Freitag in die Feier des Sonntags mit einbezogen.

Gegen Ende des 2.Jhds n.Chr. wollte der römische Bischof VICTOR, ein Latein sprechender Afrikaner, der nach der Vormacht der römischen Kirche strebte und daher Andersdenkende nur ungern akzeptierte, eine einheitliche Datierung für den Zeitpunkt des eintägigen Festes für alle Gemeinden, einschließlich der Gemeinden der Quartodezimaner, durchsetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten in verschiedenen Provinzen (in denen man offenbar teilweise verschiedener Meinung war) Synoden abgehalten werden. Die Mehrheit entschied sich (angeblich) für die Praxis der Dominicales (=Anhänger der Sonntagsfeier zur Passahzeit). Die Gemeinden der Quartodezimaner in der Provinz Asia im westlichen Kleinasien, zu deren Sprecher Bischof POLYKRATES VON EPHESOS gemacht wurde, leisteten Widerstand, denn für sie ging die Verbindung des Todes Jesu mit dem 14.Nisan des Passah bis zum Apostel Johannes zurück (der Brief des Polykrates an Victor ist uns überliefert von Eusebios h.e. V,24:1-7).

Während der in der Nacht vom 14. zum 15.Nisan gehaltenen JAHRESERINNERUNGSFEIER DES TODESTAGES JESU gedachte man GLEICHZEITIG SEINER AUFERSTEHUNG UND ERHÖHUNG und erwartete SEINE WIEDERKUNFT. Man war sich der geschichtlichen Tatsache, daß das letzte Mahl Jesu gemäß Johannes-Evangelium vom 13. auf den 14.Nisan stattfand, noch bewußt (erst die im ausgehenden 2.Jhd. falsch verstandene Chronologie der Synoptiker dürfte die Verwirrung in die Tradition hineingebracht haben) . Trotzdem war der Termin der Feier zum selben Zeitpunkt wie das jüdische Passah, denn schon in vorchristlicher Zeit verband man bei den Juden mit der Passahnacht eine Messiaserwartung (vgl. Lk.17:20f; "Mitternacht" in 2.Mo.12:29; Weisheit 18:6). In der quartodezimanischen nachmitternächtlichen Feier nahm die jüdische Erlösungshoffnung einen christlichen Inhalt an, der sich auf die WIEDERKUNFT JESU, DES MESSIAS, bezog (vgl. "Mitternacht" in Mt.25:6; "Nacht" in Lk.17:34; u.a.). Die Feier begann mit einem FASTEN (zugunsten der noch ungläubigen jüdischen Brüder), das um Mitternacht beendet wurde. Der darauf folgende Höhepunkt der Feier waren ein GEMEINSCHAFTSMAHL (Agape) und das GEDÄCHTNISMAHL, das man anstatt des jüdischen Passahlammes aß.

Abgesehen vom Zeitpunkt und vom theologischen Inhalt der Feier war DIE FASTENPRAXIS der kleinasiatischen Gemeinden für die Einheitsbestrebungen Victors hinderlich, denn wie in anderen Gemeinden galt es, "an keinem anderen Tag als an dem der Auferstehung unseres Heilands das Fasten zu beenden". Denn während die einen bereits in fröhlicher Stimmung waren, fasteten die anderen noch (oder umgekehrt) . Victor verlangte von den Quartodezimanern unter Androhung des Ausschlusses aus der kirchlichen Gemeinschaft, sich der Entscheidung der Mehrheit zu beugen (zu der u.a. die Bischöfe NARKISSOS VON JERUSALEM und THEOPHILOS VON CÄSAREA zählten, die "den heiligen Tag übereinstimmend und gleichzeitig" mit den Alexandrinern begingen). Die Kritik von Männern wie IRENÄUS (zu seinem Brief an Victor siehe Eusebios) hatte zur Folge, daß die quartodezimanische Minderheit noch das ganze 3.Jhd. hindurch ihrem Brauch treu bleiben durfte. - Um falsche Vorstellungen über DIE DAMALIGE SONNTAGSFEIER gar nicht erst aufkommen zu lassen, sei noch gesagt, daß trotz aller Erklärungen für eine einheitliche Eintagsfeier am Sonntag KEINE ZEITMÄSSIGE ÜBEREINSTIMMUNG existierte: Je nach Gegend und dem dort üblichen Kalender feierte man z.B. am Sonntag nach dem 14.Nisan des Mondkalenders; am Sonntag nach dem Vollmond des hellenistischen Frühlingsmonats; am Sonntag nach dem 25.März (= Frühlingsäquinoktium des damaligen römischen Reichskalenders), in Gallien vielleicht schon Ende des 2.Jhds; am Sonntag nach dem 7.April (=14 Tage nach dem Äquinoktium des 25.März); ... ! Es gab also eine von der jüdischen Mondbeobachtung mehr oder weniger unabhängige eigene Feier.

Erst auf dem ersten Konzil des Westens, der SYNODE VON ARLES (Arelate, 314 n.Chr.), wurde DER SONNTAGSTERMIN neu eingeschärft. Längst schon betrachtete man den Sonntag als Auferstehungstag Jesu, obwohl der Samstag (= Wochensabbat) der biblische Auferstehungstag und der Sonntag der erste Bekenntnistag der Auferstehung ist (siehe oben) . Das Wissen um die Ursprünge der quartodezimanischen Passahfeier war wahrscheinlich unwiederbringlich verloren gegangen. Der Termin der Quartodezimaner wurde im 4.Jhd. vom KONZIL VON NIZÄA (Nikaia, 325 n.Chr.) durch Exkommunikation der Quartodezimaner aufgehoben. Von da an ging ihre Zahl ständig zurück. An die Stelle des 14.Nisan trat die von Rom durchgesetzte Tradition, das Fest immer am Sonntag (und zwar am Sonntag, der dem 14.Nisan folgt) zu feiern, wodurch der Schwerpunkt VOM TODESTAG JESU (14.NISAN) AUF DEN VERMEINTLICHEN TAG DER AUFERSTEHUNG JESU  VERLEGT wurde, nämlich auf den Sonntag. Erst vier Jahre zuvor, im Jahre 321, war der Kirche des weströmischen Reichs der SONNTAG als RUHETAG aufgezwungen worden, obwohl dies gemäß den Zehn Geboten (2.Mo.20:8-11) der SABBAT sein sollte. Das Halten des Sonntags geht im römischen Reich auf den Sonnenkult zu Ehren des römischen Sonnengottes zurück!

Nach dem 5.Jhd. war der Quartodezimanismus praktisch erloschen. Ein schwacher Nachklang von ihm erhielt sich im Morgenland da und dort. Erinnert sei z.B. an DIE ARAMÄISCHSPRACHIGEN NESTORIANISCHEN CHRISTEN in den kurdischen Gebirgen Ostanatoliens und des Irak, die sich noch NAZARÄER nennen. Gewisse Forscher betrachten die Nestorianer als die Nachfahren der zehn in vorchristlicher Zeit verschollenen Stämme Israels oder als Teile davon. Auch in anderen Bereichen der christlichen Lehre (also nicht nur bei der PASSAHFEIER) findet man bei ihnen alte, dem Urchristentum nahe kommende Wahrheiten. So unterscheiden sie in ihrer Christologie (wie urchristlich!) klar zwischen Gott und Jesus, dem Messias: JESUS IST FÜR SIE NICHT GOTT SELBST (vgl. Of f . 1: 1, 6; 3:2,12). Von der Dogmengeschichte her läßt sich eindeutig beweisen, daß die Urchristen des 1.Jhds noch nicht die im Traditionskirchentum gängigen philosophischen Vorstellungen über Trinität und Christus-Lehre kannten. - Übrigens: Nach Off.1:10 erhielt Johannes seine Visionen und Auditionen "am TAG DES HERRN", also zur "kyriake". Dieser Tag war aber nicht der Sonntag. Wegen des damaligen zeitgeschichtlichen jüdisch-christlichen Umfeldes hätte er es auch gar nicht sein können. Außerdem würde in diesem Fall "erster Tag der Woche" stehen. KYRIAKE bezeichnet an dieser Stelle vielmehr den 15.NISAN (= FESTSABBAT der Passahwoche) der Quartodezimaner. Diese Sichtweise wird durch die Werke aller älteren Kommentatoren der Kirche bestätigt.

Bei der Beschäftigung mit dem Thema Quartodezimaner sollte nicht unerwähnt bleiben, daß es zwei verschiedene Gruppen gab. Epiphanios, ja schon Hippolyt unterscheiden klar zwei eng verwandte Richtungen. Die eine Gruppe, DIE LUNAR-QUARTODEZINANER, feierte am 14. des Mondmonats, also zusammen mit den Juden am 14.Nisan. Die andere Gruppe, DIE SOLAR-QUARTODEZIMANER, feierte am 14. eines solaren(!) Frühlingsmonats (also z.B. auf der Grundlage des römischen Julianischen Reichskalenders mit seinem damaligen Äquinoktium am 25.März oder des kleinasiatischen Julianischen Kalenders mit Äquinoktium am 24.März oder des alexandrinischen mit dem 22.März) . Beide Gemeindetypen feierten am 14./15. des ersten Frühlingsmonats nur an einem einzigen Tag. Der Unterschied bestand allein darin, daß der erste Frühlingsmonat (= Nisan) hier nach dem MOND und dort nach der SONNE (auf den Grundlagen eines Sonnenkalenders) festgelegt wurde. Beide Gruppen beriefen sich ausdrücklich auf älteste apostolische Traditionen. Die Lunar-Quartodezimaner waren nicht nur im westlichen Kleinasien beheimatet (etwa in der Provinz ASTA PROCONSULARIS, wo es viele Auslandsjuden gab) , sondern auch in den jüdischen Stammländern ISRAEL und SYRIEN (hier vor allem in der Gegend um Antiochien) , ferner in KILIXIEN und MESOPOTAMIEN, ...; aber auch die Solar-Quartodezimaner sind bereits für das 2.Jhd. in den kirchlich bedeutsamsten und apostolisch traditionsreichsten Gebieten des römischen Kaiserreichs (z.B. in KLEINASIEN) nachweisbar. - Bereits in vorchristlicher Zeit herrschte Rivalität zwischen der "SOLAREN" GRUPPE DER ESSENER (mit Originalzeugnissen aus Qumran!) und dem OFFIZIELLEN "LUNAREN" JUDENTUM. Es ist also kein Zufall, daß beide Kalenderprinzipien vom Judenchristentum übernommen wurden.

Zur Zeit Jesu wurde DIE PRAKTISCHE ANWENDUNG DES JÜDISCHEN MONDKALENDERS von einer Kalenderkommission des Hohen Rats in Jerusalem NACH GEHEIMEN REGELN bestimmt. Dem Volk blieb er fremd und uneinsichtig. Schon unter den Auslandsjuden (Diaspora) führte dieser Kalender zu Problemen, die einfach unvermeidbar waren, da er nur im jüdischen Einflußgebiet konsequent und sicher eingehalten werden konnte. Nur in Gebieten mit günstigen Voraussetzungen war es für die aus dem Judentum kommenden Jesus-Gläubigen am naheliegendsten, sich nach diesem Kalender zu richten. So feierte man da und dort gleichzeitig mit den Juden. Das hat aber heilsgeschichtlich keine Bedeutung, sondern ist durch die damaligen zeitgeschichtlichen Umstände bedingt. DIE WAHL DES KALENDERS kann nie eine Frage des Heils sein, sondern stets nur EINE FRAGE DER ZWECKMÄSSIGKEIT UND DER MÖGLICHST EINFACHSTEN ANPASSUNG AN DIE ASTRONOMISCHE WIRKLICHKEIT. Die Verwendung eines Sonnenkalenders ist jedenfalls viel NATURGEMÄSSER UND EINFACHER! Es darf nicht wundern, daß man sich in nichtjüdischen Gebieten da und dort an den jeweils gängigen Kalender hielt. Die jeweils vor den Sonntagen genannten Termine sind jene, an denen Quartodezimaner feierten. Zwar war DAS INTERESSE AM HEILSTOD DES MESSIAS größer als die Bindung an ein typisch jüdisches Mond-abhängiges Passah, aber wegen der endzeitlichen Erwartung in der Nacht des Passah war der Termin trotzdem nicht unwichtig.

Sowohl bei den lunaren als auch bei den solaren Quartodezimanern war die Feier terminmäßig uneinheitlich. Da der jüdische Kalender seit dem Bar-Kochba-Aufstand (um 135 n.Chr.) wegen mangelhafter Berechnung das Äquinoktium nicht berücksichtigte, feierten die Juden ihr PASSAHFEST NICHT SELTEN BEIM VOLLMOND VOR(!) DEM FRÜHLINGSBEGINN, was am plumpen Aufbau des Mondkalenders mit seinen ganzen Schaltmonaten lag. Dieser Vorwurf traf vor und nach Nizäa Juden und Lunar Quartodezimaner, kann aber Lunar-Quartodezimanern, die sich am Sonnenkalender orientieren (z.B. die heutigen ZEUGEN JEHOVAS), nicht gelten. Dagegen mußten sich die Christen um POLYKARP VON SMYRNA in Asia diesen Vorwurf jedes Jahr gefallen lassen, denn sie feierten gleichzeitig mit den Juden am Vollmond des dortigen Xanthikos (21. Februar - 23.März) des hellenistischen Kalenders, den sie (wie schon Josephus) mit dem Nisan gleichsetzten.

     Leidenszeit und Passahlamm 

Dauerte die LEIDENSZEIT Jesu einen Tag oder mehrere Tage? Aß Jesus mit Seinen Jüngern beim ABENDMAHL ein Lamm oder nicht? Was bezeugt die frühe  Kirchengeschichte?
Etwa in der Mitte des 2.Jhds schreibt JUSTiN im Dialog contra Tryphon 99,2: "Denn AN DEM TAG, AN DEM ER GEKREUZIGT (= ANGEPFAHLT) WERDEN SOLLTE, nahm Er drei Seiner Jünger mit sich auf den so genannten Ölberg ... und BETETE so: Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch von Mir“ (PG 6, 708) . Da Jesus dieses Gebet gemäß NT in der Nacht nach dem Abendmahl, aber noch vor Seiner Gefangennahme sprach, erfolgte für Justin DIE GEFANGENNAHME JESU UND SEINE HINRICHTUNG AM SELBEN TAG! Das ergibt sich auch aus 111,3: "Und es ist geschrieben, daß ihr (= die Juden) Ihn AM PASSAHTAG ERGRIFFEN UND AUCH AM PASSAH GEKREUZIGT (= ANGEPFAHLT) habt" (PG 6,732). Für Justin ist der Verhaftungstag zugleich(!) der Todestag, wobei er natürlich der jüdischen Gewohnheit entsprechend die Nacht zum folgenden Tag rechnet. Und da dieser "Passahtag" der 14.Nisan ist, kann Jesu eigenes Abend oder Passahmahl kein(!) offizielles Passah- mahl (mit Lamm) gewesen sein (15.Nisan).

Ebenso kennt IRENÄUS von Lyon NUR EINEN LEIDENSTAG JESU. In Adv. haer.2,22,3 sagt er: "Von Bethanien stieg Er hinauf nach Jerusalem, ASS DAS PASSAH UND LITT AM FOLGENDEN TAG" (PG 7,783). Diese EINTAL-CHRONOLOGIE bestätigt er mit anderen Worten in Adv. haer. 4, 10, 1 (PG 7,1000). Außerdem: Da Irenäus ausdrücklich sagt, daß Jesus das Passah "aß" und mit dem "folgenden (hellen) Tag" doch den 14.Nisan meint, kann auch bei Irenäus "das Passah" Jesu kein offizielles Passah) (mit Lamm) gewesen sein (15.Nisan) .

Um 165 n.Chr. wandte sich der Bischof von Hierapolis, KLAUDIOS APOLLINARIS, in seiner Schrift "Über das Passah" gegen unverständige Leute, die der Ansicht waren, Jesus habe mit Seinen Jüngern das Passah-lamm(!) gegessen. Unter Berufung auf Matthäus behaupteten sie, "daß der Herr am 14. (Nisan) das Lamm mit Seinen Jüngern gegessen und daß Er selbst am großen Tag der Ungesäuerten (= 15.Nisan) gelitten habe" (PG 5,1297). Jedenfalls betrachteten auch diese Christen den Abend des letzten Mahls als den Vorabend zum Todestag Jesu (= EINTAGCHRONOLOGIE) . Apollinaris WIDERSPRICHT ihnen nur insofern, ALS SIE DAS LETZTE MAHL ALS EIN TYPISCH JÜDISCHES PASSAHMAHL (MIT LAMM!) BEZEICHNEN. Hier wird deutlich, daß es im 2.Jhd. bereits Christen gab (wie sich historisch nachweisen läßt: Quartodezimaner späterer Zeit) , die durch falsches Verständnis des Matthäus-Evangeliums meinten, es rede vom 15.Nisan als Todestag. Anschließend an obige Stelle schreibt Apollinaris: "Der 14.(Nisan) bezeichnet das wahre Passah des Herrn (= das Passah Jahwehs) : DAS GROSSE OPFER, BEI DEM DER KNECHT GOTTES ANSTATT(!) DES LAMMES GESCHLACHTET WURDE, ..., WOBEI ER AM TAG DES PASSAH (= 14.NISAN) BEGRABEN UND DER STEIN AUF DAS GRAB GEWÄLZT WURDE." Apollinaris, selbst Quartodezimaner, tritt für die ältere, ursprüngliche Überlieferung des quartodezimanischen Standpunkts ein.

Von KLEMENS VON ALLEXANDRIEN ist folgendes Zitat erhalten: "Am 13.NISAN(!) fragten Ihn Seine Jünger: Wo willst Du, daß wir Dir das Passahmahl bereiten sollen? AN DIESEM TAG ALSO erfolgte die Heiligung der Ungesäuerten und die Vorbereitung des Festes ... AM FOLGENDEN TAG litt unser Erlöser, DER SELBST DAS PASSAH WAR, GEOPFERT VON DEN JUDEN" (ed. 0.Stählin, GCS 17,216f) . Schon allein die Erwähnung des 13.Nisan beweist, daß auch Klemens klar ist, daß beim Abendmahl kein(!) Lamm vorhanden war. Deshalb erwähnt er nur das Ungesäuerte (Azyma-Fest).

HIPPOLYT sagt in einem Fragment, das gleichfalls (wie die drei zuletzt angeführten Texte) im Chronicon Paschale erhalten ist: "Das Abendmahl nahm Er VOR dem Passah ein, ER RAT DAS PASSAH NICHT GEGESSEN, SONDERN GELITTEN, denn ES WAR KEINE ZEIT MEHR, ES ZU ESSEN" (ed. H.Achelis GCS 1, 2.Hälfte, 270) . - Bis auf Klemens und Hippolyt, die schon in das 3.Jhd. hineinragen, gehören die angeführten Zeugen für EINE EINTÄGIGE PASSION JESU dem 2.Jhd. an. Sie alle reden mit Selbstverständlichkeit von einem eintägigen Leiden und, richtig verstanden, von einem ABEND- ODER PASSAHMAHL OHNE(!) LAMM (= NACHT VOM 13. ZUM 14.NISAN). Demnach war diese Wahrheit im 2.Jhd. sowohl in Kleinasien (einschließlich bei den Quartodezimanern) als auch in Gallien, Alexandrien und in Rom als apostolische Überlieferung bekannt. Die Verteilung der Passion auf drei Tage (DREI-TAGE-CHRONOLOGIE: Verhaftung am Mittwoch bis Tötung am Freitag) ist erstmals erst(!) in der syrischen DIDASKALiA des 3.Jhd. bezeugt. Zeugen dieser Entwicklung sind u.a. VICTORINUS VON PETTAU (bis 304) und EPIPHANIOS VON SALAMIS (bis 403).

Die EINTAG-CHRONOLOGIE und der NICHTOFFIZIELLE CHARAKTER DES PASSAHMAHLS JESU sind also durch die frühe Kirchengeschichte gut bezeugt. Kommt nun unter Beachtung des ZEICHENS DES JONA der MITTWOCH als Todestag hinzu, dann hellt sich der zeitliche Zusammenhang mit dem Todestag schlagartig auf! Der Auferstehungstag ist dann der SAMSTAG (SABBAT) und der Vorbereitungstag für das Passahmahl der DIENSTAG, der ganz genau zum SONNENKALENDER DER ESSENER paßt, der den Passahbeginn immer auf den Dienstagabend ansetzt. Auch das Umgekehrte führt zum selben Ergebnis: Wenn man, wieder unter Beachtung des ZEICHENS DES JONA, nur vom Zeitpunkt des Passahmahls der Essener (den Dienstag) ausgeht, kann der Todestag Jesu trotzdem nur der Mittwoch sein. Der Termin des Passahmahls der Essener (Dienstag) und der Todestag Jesu (Mittwoch) bedingen einander. Es fällt schwer, eine solche Übereinstimmung als zufällig zu erklären. Anmerkung: Auch gemäß der Didaskalia (siehe oben) findet das letzte Mahl Jesu vom Dienstag auf den Mittwoch statt (wie im Essener-Kalender).

Über DIE ESSENER schreibt Flavius Josephus: "Wenn sie Weihegeschenke in den Tempel schicken, bringen sie KEIN OPFER dar, weil sie heiligere Reinigungsmittel zu besitzen vorgeben. Deshalb ist ihnen der Zutritt zum gemeinsamen Heiligtum nicht gestattet; so machen sie sich selbst zum Opfer (vgl. Rö.12:1; 1.Pet.2:5)" (Ant.XVIII,1,5; vgl. Bell.II,8). Dazu stimmt das Zeugnis des Philon von Alexandrien, wonach die Essener KEINE TIEROPFER darbringen (Quod omnis probus liber 12 §75), und des Plinius, des Älteren (Naturgeschichte V,17,4), alle 1.Jhd. Die Texte aus den Qumran-Funden stimmen mit diesen drei Zeugen völlig überein! - Für die Zeit ab dem Jahr 70 n.Chr. erwarteten die Essener den Beginn der Heilszeit, und für den Tempel rechneten sie erstmals wieder mit einem für sie legitimen Hohenpriester, dem aaronitischen Messias. Als aber stattdessen zu diesem Zeitpunkt der Tempel von den Römern zerstört wurde, war ihre Hoffnung auf einen wiederhergestellten und gereinigten Tempelkult dahin. Das war für die Essener wohl ein Fingerzeig Gottes gewesen, weshalb sich die Mehrheit von ihnen dem damals noch jungen Christentum anschloß. Im Gegensatz zu den Essenern hatte Jesus einen klaren Blick in die Zukunft. Schon Jahrzehnte davor hatte Er DIE ZERSTÖRUNG DES TEMPELS angekündigt (Mt.24:1-2; Mk.13:1-2; Lk.21:5-6; vgl. Mt.12:6). Vorzeichen hierfür war bereits DAS ZERREISSEN DES VORHANGS DES TEMPELS AM TODESTAG JESU (Mt.27:51; Mk. 15:38; Lk.23:45) . Jahweh, dem Schöpfer aller Lebewesen, mit TIEROPFERN, . . . zu dienen, war NICHT MEHR ZEITGEMÄSS! Schon damals bezog man Jes.11:1-9 auf Jesus! GOTT IST LIEBE!

          Abschließende Hinweise 

 

Im NT wird das Passah als "Passah der JUDEN" (Joh.2:13; 11:55) oder als "Fest der JUDEN" (Joh.6:4) bezeichnet. - Unser Herr, der Messias Jahschua/Jeschua/Jeschu/Jesus, war bei Festen, die der jüdische Festtagskalender bot, anwesend, um Seine Zeitgenossen mit Seiner Botschaft zu konfrontieren. Paulus NUTZTE DIE GELEGENHEIT, AN JÜDISCHEN FESTEN DEN GLÄUBIGEN ZU DIENEN (Apg.18:20-21; 20:16; Rö.15-25,30f). Dennoch hat DIE JÜDISCHE FESTTAG-HALACHÄ für Christen grundsätzlich nur noch eine geistige Bedeutung (d.h. sie bedarf keines buchstäblichen Haltens mehr) , denn DIE JÜDISCHEN FESTE GEHÖREN ja zum jüdischen Zeremonialgesetz und NICHT ZUM UNIVERSALEN GÖTTLICHEN MORALGESETZ.

(Da Jesus mit den Jüngern Sein letztes Mahl nicht (mehr) am offiziellen Passahtag der Juden feierte (also nicht nach dem Mondkalender, sondern nach dem SONNENKALENDER!) und dabei auch KEIN(!) LAMM gegessen wurde, liegt die Annahme nahe, daß Jesus, die Vorsehung Gottes erkennend, damit beabsichtigte, Seinen Nachfolgern klarzumachen, daß im Christentum eine Fortsetzung des Gedächtnismahls auf der Grundlage des jüdischen Passahs (und des Mondkalenders) nur etwas Vorübergehendes sein würde. DAS HISTORISCHE TODESMAHL JESU ist kein wiederholbarer Akt, sondern EINE BUNDESSCHLIESSUNG, die ein für allemal geschah (Mk.14:24; vgl. Mt.26:28; Lk. 22:20; bei Paulus: 1.Kor.11:25) . Jesus sehnte sich nach diesem PASSAH DES NEUEN BUNDES (Lk.22:15), weil es etwas Neues war. Das Passah des Mose paßte nicht für alle Heidenvölker, der Neue Bund aber sollte universell und für alle Menschen annehmbar sein. Die TEILNAHME AM GEDÄCHTNISMAHL symbolisiert die Bejahung dieses durch Jesu Blut gestifteten Neuen Bundes (vgl. 1. Pet. 1: 1-2) .

Was DIE RELIGIÖSEN FESTE ganz allgemein betrifft (also nicht nur das Passah, sondern auch Weihnachten, ...), so muß man sich fragen, ob Jesus "christliche" Feste überhaupt beabsichtigte? Unsere Antwort: NEIN!
DAS NEUTESTAMENTLICHE VERSTÄNDNIS VON "GOTTESDIENST" IST REIN GEISTIG. Vgl. z.B. Rö.12.1: "Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger GOTTESDIENST ist"; Jak.1:27: "Ein reiner und unbefleckter GOTTESDIENST (hier auch im Sinn von: RITUAL) vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt zu bewahren.“!

DER  WOCHENSABBAT (3.Mo.23:3) gehört zu den Zehn Geboten Gottes (1.Mo.2:2-3; 2.Mo.20: 8-11). Also ist er MEHR ALS NUR EIN TAG DES JÜDISCHEN FESTTAGSKALENDERS, was auch aus 3.Mo.23:4-36 folgt!


 

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Autor:  
Dr. Rudolf Michalke
Quellenstraße 24 B/27/10
A-1100 Wien/Austria